Skulpturengruppe "Mars und Venus" von Acquisti
1.0. VORWORT
2.0. MARS UND VENUS
2.1. DIE SKULPTURENGRUPPE
2.2. DEUTUNG
2.3. VENUS
2.4. MARS
3.0. KÜNSTLER UND STANDORT
3.1. LUIGI ACQUISTI
3.2. VILLA CARLOTTA
4.0. KLASSIZISMUS
4.1. BILDHAUER IM KLASSIZISMUS
5.1. SCHLUßWORT
6.0. LITERATURVERZEICHNIS1. Vorwort
In diesem Referat wird die Skulpturengruppe "Mars und Venus" von Luigi Antonio Acquisti beschrieben. Dabei soll das Kunstwerk selbst beschrieben und erläutert werden. Außerdem soll die Absicht von Mars, die Gefühle der Venus und der Gegner von Mars untersucht werden. Desweiteren wird die Epoche, in der die Skulptur geschaffen wurde beschrieben und der mythologische Hintergrund der beiden Figuren erläutert. Schließlich werden die Hintergründe vom Künstler und vom Standort beleuchtet.2. Mars und Venus
2.1. Die Skulpturengruppe
Die Skulpturengruppe Mars und Venus stellt den römischen Kriegsgott Mars und seine Geliebte Venus, die Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit dar. Das Kunstwerk aus Marmor wurde 1805 vom italienischen Bildhauer Luigi Acquisti für den italienischen Grafen Sommariva gefertigt. Die Skulpturengruppe ist etwa mannshoch und ist in der Villa Carlotta am Comer See in Norditalien zu bewundern. Mars und Venus sind nackt abgebildet. Venus hat außer einem Armband am linken Arm nichts an ihrem Körper. Mars ist ebenfalls unbekleidet. Er hat lediglich einen Kriegshelm auf dem Kopf, und in seiner rechten Hand hält er einen Schwert. An den Füßen hat er Sandalen. Die Haltung des Mars ist kämpferisch: das linke Bein nach vorne gestellt; mit dem Schwert seine Kampfbereitschaft andeutend. Die Venus steht an seiner linken Seite und umarmt ihn. Offenbar versucht sie mit Zureden Mars vom Kampf abzuhalten. Mars zeigt sich jedoch selbstbewußt und trotzend. Doch es entsteht auch der Eindruck, dass Venus ihren Geliebten gut genug kennt, und weiß, dass es unmöglich ist, Mars vom Kampf abzuhalten. Deswegen versucht sie wenigstens, Mars Glück für den Kampf zu wünschen. Die Skulptur ist ungewöhnlich unbeweglich und steif im Vergleich zu anderen Skulpturen des Klassizismus. Mars ist zum Angriff bereit, seine Haltung scheint jedoch gestellt zu sein. Es entsteht der Eindruck, dass die Skulptur zwar einen aggressiven Mars darstellen soll, das Kunstwerk selbst aber nach außen harmonisch wirken soll. Man vermisst die Kraft und die Aggression, die typisch für die Antike war. Der antiken Kunst gemeinsam ist die Harmonie und Schönheit der dargestellten Personen.
2.2 Deutung
Venus ist die Frau des Feuergottes Vulkan bzw. Hephaistos (in der griechischen Mythologie). Aus den Sagen der griechischen Dichter ist auch bekannt, dass Mars ein Liebhaber der Venus war. Es ist offensichtlich, dass Vulkan die Untreue seiner Frau nicht hinnehmen wollte. Es ist bekannt, dass die beiden mehrmals vom Vulkan in seinem Ehebett ertappt wurden. Mars wurde daraufhin von Feuerbränden Vulkans vertrieben. Aus der Skulptur Acquisti's kann man erkennen, dass Mars sich gegen einen Unbekannten zu wehren versucht. Hephaistos könnte sein Gegner sein. Da die Auseinandersetzung mit Vulkan wegen seiner Feuerbeherrschung für Mars gefährlich werden könnte, versucht Venus, Mars zu überreden, den Streit ohne Waffen zu schlichten. Mars fühlt sich jedoch in seiner Persönlichkeit verletzt und will, nicht zuletzt auch wegen seiner kriegerischen Einstellung, mit dem Gegner kämpfen.
Dass der Gegner von Mars ausgerechnet der Mann seiner Geliebten ist, erkennt man u.a. an der Blöße der beiden. Mars würde nicht unbekleidet in einen Krieg ziehen, was viele Skulpturen der griechischen Kunst belegen. Mars ist stets gerüstet dargestellt. Schwert und Schild sind immer seine Standardausrüstung. Die bescheidene Ausrüstung von Mars in dieser Skulptur deutet darauf hin, dass die Auseinandersetzung sehr spontan ist. Der Blick der Venus verrät, dass es auch eine Möglichkeit gibt, nicht zu kämpfen sondern den Streit mit anderen Mitteln zu schlichten. Venus kennt den Gegner, ihren Mann, und fühlt sich auch selbst schuldig, das sie ja diejenige ist, die Mars mit ihrer Schönheit verführt hat. Ein weiteres Indiz für Hephaistos als Gegner ist die Abwesenheit von Eros. Bei den meisten Skulpturen, welche Mars und Venus darstellen, ist auch Eros, ihr Sohn, im Hintergrund abgebildet. Die Abwesenheit von Eros deutet darauf hin, dass zwischen Mars und Venus noch keine feste Beziehung besteht. Erst später wird Vulkan Brautgeschenke vom Zeus bzw. Jupiter, dem Vater der Venus fordern, und sich von der Venus trennen, womit sie für eine Ehe mit Mars zur Verfügung stehen wird.2.3 Venus
Die Venus war bei den Römern die Göttin, die für Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit zuständig war. Die Eigenschaften der Venus wurden von Römern von der Griechischen Göttin Aphrodite übernommen. Deswegen wird Aphrodite häufig mit Venus gleichgesetzt. Die Venus stand bei den Römern für Attraktivität und Genuß der körperlichen Liebe. In der Erzählung "Odyssee" des Griechischen Dichters Homer ist Aphrodite Tochter des Zeus. Beim Hesiod ist sie dagegen im Schaum des Meeres aus einem abgeschnittenen Glied des Uranos, des Großvaters von Zeus, entstanden. Durch die Theorie Homers gehört Aphrodite zu den zwölf olympischen Göttern und ist durch den Zeus eine Halbschwester vom Ares, ihrem Liebhaber. In Griechischen Mythen verteilt Aphrodite mit ihrem Sohn Eros Frauen den "charis", den Liebreiz um sie Liebesreif zu machen. Aphrodite ist die Frau vom Feuergott Hephaistos. Sie hintergeht jedoch ihren Mann und hat Ares als Liebhaber. Schließlich heiraten Venus und Mars, was Homer in seinen Dichtungen verschweigt, da er eine Abneigung gegen Mars hatte. Mit diesem zeugt sie vier Kinder, unter denen auch Eros ist. Ab dem 4. Jahrhundert v.Chr. wird Venus in der bildenden Kunst als Symbol der Schönheit meist unbekleidet dargestellt.2.4 Mars
Mars war bei den Römern Gott des Ackerbaus und des Krieges. In der Griechischen Antike war Gott Ares für diese Bereiche zuständig. Er ist der Sohn vom Hauptgott Zeus und seiner Gemahlin Hera. Auch bei Mars wurden Legenden und Mythen zum großen Teil von Griechischen Dichtern übernommen. Mars war trotz seiner Aufgabe als Kriegsgott, Kriege zu führen, nicht sehr erfolgreich im Kämpfen. Er war von den meisten Römern eher unbeliebt, auch wenn ihm außer seiner schlechten Charakterzüge wie Blutrünstigkeit und Kriegsbegeisterung auch gute wie Mut und Stärke zugeschrieben wurden. Verehrt wurde Mars von den Kriegern der Armee. Mars gilt als ein Vorfahre der Römer. In Sagen wird er als Vater von Romulus und Remus, den Gründern Roms, beschrieben. Der Kriegsgott hatte viele Geliebte. Sowohl Göttinen als auch sterbliche Frauen gehörten zu seinen Freundinnen. Mars heiratete nicht, trotzdem hatte er viele Kinder. Davon waren vier von der Liebesgöttin Venus. Eros, der erste Sohn übernahm die Eigenschaften seiner Mutter. Auch er ist ein Symbol für Liebe, Gutmütigkeit und Schönheit. Er half seiner Mutter, jungen Frauen Liebesreife zu schenken. Die zwei übrigen Söhne von Mars und Venus waren Deimos und Phobos. Deimos stand für Furcht und Phobos für Grauen. Sie lenkten den Kriegswagen ihres Vaters und waren damit ebenfalls Symbole für Zerstörung, Krieg und Elend.3. Künstler und Standort
3.1. Luigi Acquisti
Luigi Antonio Acquisti ist 1745 bei Bologna in Italien geboren. Dem Studium in Bologna folgte ein Besuch der Akademie Clementina. Zuerst war er in Bologna, später in Rom tätig, wo er einen großen Ruhm erlangte. Er fertigte Kopien von Venus von Medici aus Marmor und zahlreichen anderen Skulpturen an. Ende des 18. Jahrhunderts verändert Acquisti seinen Stil zum Klassizismus. In dieser Epoche fertigte er auch "Mars und Venus". Die Skulptur ist ungewöhnlich unbeweglich und steif im Vergleich zu beweglichen und gestenreichen Skulpturen dieser Zeit(vgl. SEEMANN-VERLAG, 1985, Allgemeines Künstlerlexikon). Acquisti starb 1823.3.2 Villa Carlotta
Die Villa Carlotta liegt auf einem Hang an der westlichen Seite des Comer Sees in Italien. Von der Villa hat man einen wundervollen Blick auf einen Teil des Comer Sees und auf den höchsten Gipfel der Lombardischen Alpen, den Leggone. Erbaut wurde die Villa 1690 vom Marquis Georg Clerici, einem Bankier aus Mailand. 1795 wurde sie an den Marquis Johann B. Sommariva verkauft. Dieser sammelte Kunstwerke und ließ auch einige für sich anfertigen. Darunter war auch die Skulpturengruppe "Mars und Venus", die in seinem Auftrag von Acquisti geschaffen wurde. Nach seinem Tod gingen einige der Kunstwerke verloren, die Villa ging an seine Erben über und wurde schließlich 1843 an die Prinzessin Marianne von Nassau, Gemahlin Alberts von Preussen verkauft. Den Namen Carlotta verdankt die Villa der Tochter der Marianne von Nassau, die den Besitz nach der Heirat mit Georg dem Kronprinzen von Sachsen-Meiningen von der Mutter geschenkt bekam. Diese Familie schuf eine großartige Parklandschaft um die Villa, die internationalen Ruf bekam. Heute gehört die Villa Carlotta dem Italienischen Staat und kann von jedermann besichtigt werden.4. Klassizismus
4.1 Bildhauer im Klassizismus
Die Skulptur "Mars und Venus" wurde zur Zeit des Klassizismus von Acquisti gefertigt. Als Klassizismus bezeichnet man den Kunststil, der im 17. Bis 19. Jahrhundert in Europa und Nordamerika existierte. Dabei beriefen sich Künstler bewusst auf antike Vorbilder. Das Ziel war dabei, die Formstrenge der Griechischen und Römischen Kunst wiederzubeleben. Gründe für die Begeisterung für die Antike waren u.a. im 18. Jahrhundert durchgeführte Ausgrabungen in Griechenland, die neue Erkenntnisse über die Antike brachten. Außerdem wollten Befürworter der revolutionären Strömungen in Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts die Anfänge der Demokratie in Europa mit dem Ursprung der Demokratie, dem antiken Griechenland zu verbinden. Ihre Kunstwerke verkörperten nicht nur die harmonische Schönheit griechischer Kunst sondern auch die Ideologie antiken Griechenlands. Auch Acquisti gehörte zu Verfechtern der Demokratie, was seine Mitgliedschaft bei den Jakobinern der Römischen Republik beweist. Aber auch absolutistische Fürsten "fanden in der Kunst des Klassizismus eine repräsentative Monumentalität" (MICROSOFT Encarta Enzyklopädie 1997, Stichwort: Klassizismus). Sie ließen sich von Künstlern als römische Kaiser darstellen oder verzierten ihre Schlösser mit auf antike Ursprünge beruhenden Elementen. Eine Ausgeprägte Symbolik ist das Zeichen des Klassizismus. In der Plastik wurde vorwiegend kühler glatter Marmor verwendet, um "der edlen Einfalt und stillen Größe am besten Gestalt verleihen zu können".(VAUGHAN (1989), Epochen der Kunst). Marmor verlieh den Skulpturen eine Ähnlichkeit zu den Kunstwerken aus der griechischen und römischen Kunst. Alleine die Kraft und Aggression der antiken Skulpturen fehlte. Diese wurde durch Ruhe und Harmonie ersetzt, obwohl der implizite Sinn beibehalten blieb.5. Schlußwort
Mars ist dargestellt, Widerstand gegen den Gefährten seiner Geliebten leistend. Venus versucht, die Kampflust vom Mars zu lindern und ihn vom Kampf abzuhalten. Die Charaktereigenschaften der beiden Götter wurden in einer komprimierten Komposition dargestellt. Auf einen Blick erkennt man die Rollen der Götter. Aphrodite sanft, gefühlvoll und schön. Mars arrogant, streitsüchtig und stark.
Die Skulpturengruppe "Mars und Venus" wurde von Acquisti geschaffen, um einerseits dem Betrachter, die Vorstellung von dem Glauben der Griechen und Römer zu geben. Dieses Thema war von Künstlern nach Ausgrabungen Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegriffen worden. Andererseits wollte man Klassizismus bewußt mit der Französischen Revolution in Frankreich und damit mit der Demokratie verbinden. Es ist aber verwunderlich, dass diese Skulptur wie viele andere auch im Auftrag von einem absoluten Herrscher (Marquis Sommariva) in Auftrag gegeben wurde.
Der weiße und kalte Marmor unterstreicht die Nachahmung der griechischen und römischen Kunst, da diese das gleiche Material verwendeten. Im 18. Jahrhundert war die Darstellung von antiken Göttern eine Abwechslung zur Kunst des Barock, da diese fast ausschließlich Personen aus der christlichen Mythologie darstellten. Es war eine Renaissance der antiken Kunst und gleichzeitig eine Renaissance der Demokratie.6. Literaturverzeichnis:
BRAUN, Heinz (1974), Formen der Kunst, eine Einführung in die Kunstgeschichte
MICROSOFT(1997), MS-Encarta Enzyklopädie 1997 (auf CD-ROM)
MOOSMANN, E., Uitterhoeve, W. (1995). Lexikon der antiken Gestalten
RECLAM(1984). Lexikon der antiken Mythologie
SEEMANN-VERLAG (1985). Allgemeines Künstlerlexikon
SIMON, Erika. (1985). Die Götter der Griechen
VAUGHAN (1989). Große Epochen der Weltkunst - Europäische Kunst 19. Jh.
VILLA CARLOTTA. Villa Carlotta, lago di Como - Broschüre über Villa Carlotta
Verfaßt von Viktor Nikulin
Dezember 1997Alle Rechte vorbehalten - Veröffentlichung nur mit Genehmigung des Autors